Jan-Frederik Bandel (Hg.):
Tage des Lesens
Hubert Fichtes Geschichte der Empfindlichkeit
(Hubert-Fichte-Studien Bd. 5)
160 S., brosch., 2006
ISBN 3-89086-600-X
19 Euro

"Auf das empfindsame Volk hab' ich nie was gehalten; es werden, kommt die Gelegenheit, nur schlechte Gesellen daraus."  (Goethe)

Was Hubert Fichtes postum veröffentlichte Geschichte der Empfindlichkeit (1987-2006) ist, was sie sein könnte, dazu weiß die Forschung (trotz ihrer von Michael Fisch kürzlich benannten, allerdings eher schubweise verpuffenden "Explosion") bislang wenig zu sagen. Auch die Studien dieses Sammelbandes zum Abschluss der Edition wollen darauf keine systematische Antwort anbieten, sie sind immerhin Versuche, aufzuzeigen, wie die Geschichte der Empfindlichkeit "nutzbar zu machen" sein könnte (Eberhard Falcke), nutzbar für die Forschung, doch auch für alle andren, denen sie etwas zu bieten hat - und das sollten so wenige nicht sein. Zweifellos braucht es nicht nur spezifische Techniken, um mit der Lektüre eines fragmentarischen Großentwurfs dieser Art und Eigenart überhaupt zu beginnen, sondern auch, um mit einer Edition umzugehen, die so viele Probleme zu lösen hat, die so viele Probleme nicht zu lösen weiß - und so viele neue schafft. Die Beiträge erkunden die Vorgeschichte und Genese von Fichtes nachgelassenem Großwerk (Jan-Frederik Bandel, Mario Fuhse) ebenso wie den Zusammenhang zwischen dem Prozesscharakter dieses Werks und den spezifischen Problemen seiner Edition (Roland Spahr) und skizzieren im Detail mögliche Lektürehaltungen gegenüber dem vorliegenden Torso (Robert M. Gillett, Gerd Schäfer).

Inhalt:

Jan-Frederik Bandel:
"Ich möchte sie eigentlich nicht veröffentlichen."
Zur Genese und Edition von Hubert Fichtes Geschichte der Empfindlichkeit. Einleitung

Mario Fuhse:
Von der Utopie über deren Scheitern zur Utopie.
Zum Konzept der Geschichte der Empfindlichkeit von Hubert Fichte

Roland Spahr:
Eine Ästhetik des Fließens.
Zum Abschluss der Geschichte der Empfindlichkeit

Robert M. Gillett:
Geschichten einer Geschichte.
[Text]kritische Anmerkungen am Rande von Hubert Fichtes Die schwarze Stadt

Gerd Schäfer:
Neudeutsche Wälder, oder: Mutmaßungen über Hubert Fichte.
Tage des Lesens, eine Geschichte der Empfindlichkeit und Nächte des Ahnens

Anhang
Die Geschichte der Empfindlichkeit.
Chronologische Übersicht der erschienenen Bände


Beiträger:

Jan-Frederik Bandel, geboren 1977 in Wuppertal, lebt als Literaturwissenschaftler und Publizist in Buchholz in der Nordheide. Er hat an der Universität Hamburg und an der Johns Hopkins University (Baltimore) Germanistik, Geschichtswissenschaften und Philosophie studiert und ist zur Zeit Doktorand an der Humboldt Universität Berlin. Zahlreiche Buch- und Aufsatzpublikationen zu Hubert Fichte, Arno Schmidt, Kongo-Müller und anderen. In den "Hubert Fichte Studien" liegen von ihm vor: Hubert Fichte. Hotel Garni, Doppelzimmer (2004) und Fast glaubwürdige Geschichten. Über Hubert Fichte (2005). Zuletzt erschien außerdem das Buch Palette revisited. Eine Kneipe und ein Roman. Hamburg 2005 (zusammen mit Lasse Ole Hempel und Theo Janßen).

Mario Fuhse, geboren 1967 in Stolzenau an der Weser, lebt als Studienrat, Künstler und Autor in Hamburg. 1989 Bildhauerpraktikum, anschließend Studium der Kunst und Germanistik in Bremen. 1992/93 Stipendiumsaufenthalte in Paris und Liverpool. Seitdem intensive Auseinandersetzung mit dem Werk Hubert Fichtes. 1996 erstes Staatsexamen mit einer Arbeit über die Geschichte der Empfindlichkeit. Referendariat in Wolfsburg. 1998 zweites Staatsexamen; Umzug nach Hamburg. Arbeitet in Schleswig-Holstein und Hamburg. Veröffentlichungen von Lyrik, Prosa, Berichten und Interviews in Magazinen, Zeitschriften und Katalogen; diverse Gruppen- und Einzelausstellungen seit 1988.

Robert M. Gillett promovierte in grauer Vorzeit über Alfred Mombert und Oskar Loerke und unterrichtet ungefähr seit der Wiedervereinigung am Queen Mary, University of London. Zur Zeit arbeitet er an einer kritischen Auswahlbibliografie zu Hubert Fichte, die Ende 2006 erscheinen soll. Seine neuesten Veröffentlichungen zu Fichte sind: Ketzerische Bemerkungen für eine neue Wissenschaft vom Reisen: Nordamerika bei Hubert Fichte und anderen (in: Christoph Parry (Hg.): Erfahrung der Fremde. Beiträge zum 12 Kolloquium Germanistische Forschungen zum Literatischen Text. Vaasa 2005) und An Index and its Chronicle. Hubert Fichte's Hamburg (Hauptbahnhof) (in: Julian Preece, Osman Durrani (Hg): Cityscapes and Countryside in Contemporary German Literature. Bern u.a. 2004).

Gerd Schäfer, geboren 1960 am Jahrestag der Französischen Revolution; lebt als Philologe in der deutsch-französischen Grenzregion; veröffentlicht seit 1986 in Periodika wie Merkur oder Schreibheft Arbeiten über Themen zwischen Gottfried Benn und Oswald Wiener, beispielsweise zu Chatwin, Darwin, Gibbon, Herder, Lessing, Proust, Pynchon und Vico; nebenher, im Schatten, sich andauernd auseinandersetzend mit Adelbert von Chamisso, einer geheimnisvollen Gestalt im Umkreis der Brüder Humboldt; zwischen 1987 und 1994 für den Saarländischen Rundfunk acht längere Sendungen zu den jeweiligen Lieferungen der Geschichte der Empfindlichkeit; 2005 neben Essays zu John le Carré, F. Scott Fitzgerald und Thomas Kling unter dem Titel Dickwanst und Nassauer Herausgabe der Erinnerungen von Friedrich Schöll, des Verlegers Alexander von Humboldts; 2006 Edition der Chamisso-Schrift Die Gauner oder: Gallerie der pfiffigsten Schliche und Kniffe berüchtigter Menschen.

Roland Spahr, geboren 1963 in Grenchen (Schweiz), studierte in Frankfurt am Main Germanistik, Romanistik und Philosophie. Sein Studium schloss er mit einer Arbeit über Hans Henny Jahnns Romanfragment Jeden ereilt es ab. Nach mehrjähriger Tätigkeit in der Redaktion der Kritischen Hofmannsthal-Ausgabe im Freien Deutschen Hochstift übernahm er 1999 die Projektleitung der Großen kommentierten Frankfurter Ausgabe der Werke Thomas Manns im S. Fischer Verlag. Roland Spahr ist dort als Lektor zuständig für den Bereich klassische Moderne und betreut u.a. das Werk Hubert Fichtes. Zuletzt sind ein von ihm herausgegebenes Thomas-Mann-Lesebuch sowie ein Beitrag über Hans Keilson (Neue Rundschau 3/2005) erschienen


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