Jan-Frederik Bandel
Fast glaubwürdige Geschichten.
Über Hubert Fichte

(Hubert-Fichte-Studien Bd. 3)

Autoren und Gesprächspartner


Hans-Christoph Buch
, geboren 1944, promovierter Literaturwissenschaftler (Ut Pictura Poesis. Die Beschreibungsliteratur und ihre Kritiker von Lessing bis Lukács), lebt als Schriftsteller in Berlin und in der Nähe von Gorleben. Er hat zahlreiche Berichte, Essays, Erzählungen und Romane veröffentlicht, zuerst 1966 den Band Unerhörte Begebenheiten, dann unter anderem: Kritische Wälder (1972), Aus der Neuen Welt (1975), Bericht aus dem Inneren der Unruhe (1979), Zumwalds Beschwerden (1980), Die Hochzeit von Port-au-Prince (1986), Haïti Chérie (1990), Die Nähe und die Ferne (1991), Rede des toten Kolumbus am Tag des Jüngsten Gerichts (1992), Tropische Früchte (1993), Die neue Weltunordnung (1996), In Kafkas Schloß (1998), Blut im Schuh (2001), Wie Karl May Adolf Hitler traf und andere wahre Geschichten (2003), Tanzende Schatten oder Der Zombie bin ich (2004). Buch war 1963/64 gemeinsam mit Hubert Fichte Stipendiat am Literarischen Colloquium in Berlin.

Renate Durand, geboren 1932, lebt am Rande Hamburgs. Sie war Friseuse in Schweden und Hamburg, Malerin auf Ibiza und hat gemeinsam mit René Durand erst eine Kneipe in der Bernhard-Nocht-Straße, dann das legendäre Sextheater Salambo betrieben, über das Hubert Fichte in seinem Tagebuch notierte: "Renés Programm im Salambo 1967 geht weiter als alles, was man sonst auf der Welt sehen kann. Die sexuelle Befreiung durch Multimedia und Pop geschieht nicht in New York oder Paris oder Rio oder Peking - sie geschieht auf der Großen Freiheit. Wolli Köhler, Maulwurf, René Durand, Reimar Renaissancefürstchen, ich." Renate Durand ist seit Jahrzehnten mit Wolli Köhler befreundet, der auch mal Texte für die Band ihres Schwiegersohns geschrieben hat und den sie oft in Costa Rica - zuletzt noch im Gefängnis - besucht hat. Sie hat ihre Autobiografie abgeschlossen, die gelegentlich erscheinen wird.

Günter Guben, geboren 1938, Schriftsteller, Maler, Rundfunkregisseur, lebt in Esslingen. Seine erste Buchveröffentlichung, das Umschlagsbüchlein Auf ein Blatt & eine Spielanleitung erschien 1969 im Frankfurter euphorion-Verlag, wo (nebenbei bemerkt) ein Jahr später auch die von Heinz Jacobi und Ulrich Raschke herausgegebene Anthologie Das große Eierbuch erschien - mit Beiträgen unter anderem von Günter Guben (Ei Er), Hans Imhoff (Ai), Herbert Achternbusch (Ei) und Hubert Fichte: "Hubert Fichte: Es ist keine Zeit/ für Eiergedichte." Günter Guben, der auch Hörspiele und eine Schallplatte titels Ghost of the Holy Iron Heart produziert hat (1973), hat bei einigen Rundfunkarbeiten Fichtes Regie geführt (unter anderem: Konkrete Anthropologie. Aufzeichnungen aus Bahia und Aufzeichnungen aus Haiti (SDR 1976)).

Herbert Jäger, geboren 1928, emeritierter Professor für Strafrecht und Kriminalpolitik, lebt in Hamburg. Von Herbert Jäger erschienen unter anderem die Bände Strafgesetzgebung und Rechtsgüterschutz bei Sittlichkeitsdelikten (1957), Verbrechen unter totalitärer Herrschaft (1967), Individuelle Zurechnung kollektiven Verhaltens (1985) und Makrokriminalität (1989). Er hat anlässlich des 65. Geburtstags von Hubert Fichte in einem Podiumsgespräch schon einmal Auskunft über seine Erinnerungen an Fichte gegeben (in: Forum Homosexualität und Literatur 37 (2000)).

Wolli (Paul Wolfgang) Köhler
, geboren 1932, lebt als Privatier mit seiner Frau Linda in Hamburg. Er ist gelernter Autoschlosser, NVA-Offiziersanwärter (nach dem ersten Jahr als Bester ausgezeichnet, mit Lessings Gesammelten Werken beschenkt, nach anderthalb Jahren ins Militärgefängnis gesteckt), ehemaliger Bergarbeiter, Zirkusrequisiteur, Rummelplatzarbeiter, Bordellier, Indienfahrer, Privatethnologe, Maler und Schriftsteller ohne Sehnsucht nach Öffentlichkeit. Hubert Fichte hat Wolli Köhler in dem Band Wolli Indienfahrer (1978) portraitiert. Eine gekürzte Fassung des Gesprächs mit Wolli Köhler erschien im Schreibheft 63 (2004) im Rahmen des Dossiers Ein Bewohner von Zwischenwelten. Wolli Köhler und Arnfrid Astel sprechen über Hubert Fichte von Jan-Frederik Bandel und Gerd Schäfer.

Ulrich Krause, geboren 1940, Professor für Mathematik, lehrt in Bremen, wo er auch - gemeinsam mit seiner Frau Carola - lebt. Er ist promovierter Mathematiker und Ökonom und forscht und publiziert in beiden Bereichen. 1962 erschien sein Gedichtband messmale. 1968 erklärte er: "Es gibt mehr Gründe, nicht zu schreiben, als zu schreiben. Wenn ich jetzt noch manchmal ein Poem mache, dann aus einem gewissen Automatismus heraus und nur im Privat-Bereich. Die Quelle ist versiegt." Und, fragt die Abendzeitung (30.11./1.12.) nach, "kann man denn überhaupt noch Schriftsteller sein? Ja, sagt Krause. Hubert Fichte etwa beweise, daß man mit Erfolg Schriftsteller im Kapitalismus sein kann, aber die individuelle Welt, die er darstelle, sei ja gar nicht individuell - sie reflektiere nur die gesellschaftlichen Verhältnisse. Diese angebliche individuelle Freiheit sei ebenso wie die Antikunst der Happenings und auch Hellmuth Costards (‚besonders wertvoll') Versuch, einen antiautoritären Film zu drehen, Ersatz für wirkliche gesellschaftliche Demokratie."

Brigitte Kronauer, geboren 1940, lebt als Schriftstellerin in Hamburg. Sie war bis 1971 Lehrerin und hat zahlreiche Romane, Erzählungen und Essays veröffentlicht, zuerst 1974 Der unvermeidliche Gang der Dinge, dann unter anderem: Die Revolution der Nachahmung (1975), Vom Umgang mit der Natur (1977), Frau Mühlenbeck im Gehäus (1980), Rita Münster (1983), Berittener Bogenschütze (1986), Die Frau in den Kissen (1990), Schnurrer (1992), Die Einöde und ihr Prophet (1996), Teufelsbrück (2000), Verlangen nach Musik und Gebirge (2004). 1979 erschien in der Zeitschrift Analle ihr Essay Die diffizilere Lektion. Versuch einer Annäherung an Hubert Fichte. 1998 erhielt Brigitte Kronauer den Hubert-Fichte-Preis der Stadt Hamburg.

Peggy Parnass
, Autorin, Kolumnistin, Politaktivistin, Schauspielerin und Reporterin, lebt in Hamburg. Sie war jahrelang konkret-Autorin, wo unter anderem ihre vielbeachteten Gerichtsreportagen erschienen. Sie hat zahlreiche Bücher veröffentlicht: Prozesse 1970-1978 (1978), Unter die Haut (1983), Kleine radikale Minderheit (1986), Süchtig nach Leben (1990) Mut und Leidenschaft (1993).

Hermann Peter Piwitt, geboren 1935, lebt als Schriftsteller in Hamburg. Er war einige Zeit Lektor beim Rowohlt-Verlag. Sein erstes Buch Herdenreiche Landschaften erschien 1965, seitdem unter anderem: Das Bein des Bergmanns Wu (1971), Rothschilds (1972), Die Gärten im März (1979), Der Granatapfel (1986), Die Passionsfrucht (1993), Ein unversöhnlich sanftes Ende (1998), Steinzeit. Notate zur Nacht 1989 bis 2002 (2003). Piwitt war 1963/64, gemeinsam mit Hubert Fichte Stipendiat am Literarischen Colloquium in Berlin und erscheint als Figur und Interviewpartner in Fichtes noch unveröffentlichtem, laut Werkplan für 2016 vorgesehenen Roman Die Zweite Schuld, der 2006 als letzter Band der Geschichte der Empfindlichkeit erscheinen wird. Er hat - wie Herbert Jäger - anlässlich des 65. Geburtstags von Hubert Fichte schon einmal in einem Podiumsgespräch Auskunft über seine Erinnerungen an Fichte gegeben (in: Forum Homosexualität und Literatur 37 (2000)).

Kathrin Röggla, geboren 1971, lebt als Schriftstellerin in Berlin. 1995 erschien ihr Debütband Niemand lacht rückwärts, 1997 folgte der Roman Abrauschen und 2000 ein Band mit Erzählungen unter dem Titel Irres Wetter, 2001 erschien dann really ground zero, ein persönlicher Bericht über den 11. September 2001. Ihr neustes Buch wir schlafen nicht (2004) ist ein Roman aus der Welt der Unternehmensberater, online-Redakteurinnen und Key Account Managerinnen. Im Radiophonie-Heft der Neuen Rundschau (2001) erschien ihr Essay Der akustische Fichte.

Klaus Sander, geboren 1968, lebt als Verleger, Audiokünstler und Autor in Köln. In seinem "Audiophilosophie"-Verlag supposé sind unter anderem diverse CDs mit Audioaufnahmen Hubert Fichtes erschienen. Gemeinsam mit Jan St. Werner hat Klaus Sander das Buch Vorgemischte Welt. Wie handeln in der Popmoderne? (2005) geschrieben, vor allem aber ist von ihm eine Fortführung des Wolli Indienfahrer zu erwarten. Unter wechselnden Titeln hat er sich Hubert Fichte in einem Live-Hörstück - akustischen Annotationen zu Hubert Fichtes Studien afroamerikanischer Religionen - angenähert (oder sich von ihm entfernt): Gibt es ein komplizierteres Instrument als die menschliche Stimme?, Xangô, Xangô.

Jim (James William) Wafer, geboren 1948, lebt in einer Landkommune im subtropischen Nordosten von New South Wales (Australien). Er arbeitet zur Zeit an einem Handbuch der Aborigineesprachen. Wafer hat eine germanistische Dissertation über Phases of Symbolism in the Novels of Hubert Fichte geschrieben (Newcastle, 1975), außerdem eine anthropologische Dissertation (Indiana 1989, als Buch erschienen 1991 unter dem Titel The Taste of Blood. Spirit Possession in Brazilian Candomblé). Er hat Arbeiten über Homosexualität in islamischen Kulturen, in Aborigineekulturen und im Hunter Valley (New South Wales) veröffentlicht und einige Zeit an der University of Newcastle Anthropologie gelehrt, sich aber die meiste Zeit vom akademischen Betrieb ferngehalten, sich für die Landansprüche der Aboriginees eingesetzt und an Projekten zu Erhalt und Wiederbelebung ihrer Sprachen mitgearbeitet.